Nicht selten werden große, zukunftsrelevante Themen in der öffentlichen und politischen Diskussion verengt. Klimaschutz, Elektro-(Mobilität), Pandemie, Migration und viele mehr könnte man hier exemplarisch nennen. Das mag der Komplexität geschuldet sein, die sich leider dann doch hinter vielen Fragestellungen verbirgt, kann aber auch Ausdruck einer Unsicherheit sein, wenn es um Wissen und mitunter auch Wissenschaft geht. Da ist es häufig einfacher (und vielleicht auch sicherer), sich auf scheinbar klare wie plausible Zusammenhänge zu reduzieren. Die allgemein gesunkene Aufmerksamkeitsspanne tut ihr Übriges. Das ist nicht gut, denn damit gehen Potenziale verloren oder führen zumindest in der Öffentlichkeit nur ein Schattendasein, obwohl mehr Aufmerksamkeit und Vielfalt wichtig wären.
So ist es auch bei „grünem“ Stahl respektive der grünen, klimafreundlichen Transformation der Stahlindustrie. Wenn man die Diskussionen und auch Statements von Ministern in der Vergangenheit verfolgte, schien es außer Wasserstoff nicht viele Heilsbringer zu geben. Und manchmal prägten eher ersehnte Visionen als Fakten den Diskurs. Dass es in diesen Zusammenhängen auch Kapazitätsengpässe und sonstige Restriktionen zu beachten gibt, wurde gerne verdrängt. Besser als Wasserstoff war nur mehr Wasserstoff, auch wenn es weder auf der Zeitachse noch hinsichtlich der Kosten realistisch ist. Dabei leisten nicht wenige europäische Hersteller von Stahl und Edelstahl bereits heute einen großen Beitrag zur Einsparung von CO2. Der Einsatz von Schrott als hochwertiger und nachhaltiger Recyclingrohstoff führt anders als die äquivalenten Primärrohstoffe bereits zu einer massiven CO2-Reduktion, auch und gerade im Vergleich zu den neuen asiatischen Wettbewerbern.
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