Ausflug in das Batterie-Recyling
Bodenlos oder Boden erreicht? Das ist hier die Frage!

Nicht überraschend gehören die Metalle in diesem Jahr nicht zu den besten Performern aller Anlage- und Rohstoffklassen. Gerade auch das wichtige Industrie- und Batteriemetall Nickel musste 2023 wahrhaft Federn lassen. Wurde Nickel an der London Metal Exchange (LME) zum Jahresbeginn noch bei 30.000 US$/t gehandelt, steht der Preis aktuell bei knapp unter 18.000 US$/t, also ein Minus von rund 40 %. Damit haben die Kritiker wie manche Stahlwerkskonzerne wohl recht behalten, die den Preis für Nickel an der LME für überbewertet hielten. Schaut man sich allerdings die aktuellen Quartalsergebnisse der lautesten Mahner an, muss man feststellen, dass trotz (oder wegen) niedrigerer Nickel-Preise die Ergebnisse eher etwas mager ausgefallen sind. Vielleicht hätte man doch nicht so stark in das Horn blasen sollen.

Natürlich hat sich Nickel nicht (nur) wegen der Meinungen von Marktteilnehmern verbilligt, sondern vor allem wegen zunehmender Überschüsse an börsenfähigem, sogenanntem Class I Nickel. Auch die Tatsache einer noch immer sehr hohen Unsicherheit hinsichtlich einer wirtschaftlichen Erholung von China, dem größten weltweiten Verbraucher, tut ein Übriges. So ist es auch nicht verwunderlich, dass sich ökonomische Frühindikatoren wie die Einkaufsmanagerindizes (PMIs = Purchasing Manager Indices) in beinahe allen Ländern der Welt verschlechtert haben. Zusätzlich befinden sich diese im Bereich der Kontraktion, also unter einem Indexstand von 50 und sind damit jeweils Ausweis einer schrumpfenden Wirtschaft. Inwieweit also der Boden des Abschwungs der letzten Quartale erreicht oder durchschritten ist, lässt sich auch weiterhin nicht klar beantworten oder ist zumindest mit einem größeren Fragezeichen zu versehen.

So kommt die Nachricht durchaus gelegen, dass sich in einer von Reuters aktuell durchgeführten Umfrage unter einhundert Ökonomen 87 Teilnehmende dahingehend geäußert haben, dass es aus deren Sicht in diesem Zyklus zu keinen weiteren Zinserhöhungen der US Notenbank Federal Reserve – kurz: Fed – kommen sollte. Zur Erinnerung: Der derzeitige Referenzzins in USA liegt bei 5,25 bis 5,50 %. In der gleichen Umfrage im Oktober waren nur 26 von 111 Analysten der Ansicht, dass es das mit den Zinserhöhungen in USA gewesen sein sollte. Allerdings rechnet man (86 von 100) gegenwärtig auch nicht vor dem zweiten Quartal 2024 mit ersten Zinssenkungen. Nichtsdestotrotz ist es stimmungssteigernd, dass die überwiegende Erwartung nicht von weiterem Druck auf die Konjunktur von der Zinsseite her ausgeht. Herr Powell, Chef der amerikanischen Notenbank, behauptete unverzüglich das Gegenteil, da sich die Fed in ihrer Autonomie gefährdet sah.

Knappheit treibt den Preis
Nicht erst, seit es Uhren von Rolex oder Patek Philippe oder auch millionenschwere Kunstwerke gibt, weiß man, dass Knappheit einen Einfluss auf den Preis eines Gutes hat. Die Frage, ob etwas im Überfluss vorhanden oder nur schwer zu beschaffen ist, bestimmt mithin den Wert eines Gegenstands oder Produkts. So war auch argumentiert worden, dass der Nickel-Preis an der LME nur deswegen viel zu hoch gewesen sei, weil das börsenfähige und vorrangig für Batterieanwendungen eingesetzte Nickel knapp sei. Damit würde sich die LME auch als Referenz für andere nickelhaltige Rohstoffe verbieten, welche zum Beispiel in der Produktion von nichtrostenden Edelstählen verwendet werden. Über die Frage der LME als internationale Preisreferenz wurde hier schon ausreichend vorgetragen, daher soll es nunmehr um Fragen rund um das Knappheitsphänomen gehen.
Während bei Patek Philippe die Verfügbarkeit von Uhren künstlich verknappt wird, gelten Rohstoffe von jeher als knapp. Wobei dies immer im Einzelfall zu betrachten ist. Trotz einer in den meisten Fällen ausreichenden natürlichen Verfügbarkeit im Sinne von geologischen Reserven, sieht es bei der kurzfristigen Verfügbarkeit zu angemessen Preisen schon anders aus. Insofern ist nicht nur die Verfügbarkeit bestimmter Metalle in der Erdkruste entscheidend, sondern die ökonomische Knappheit ist der entscheidende Faktor, wenn es um die Bildung und Volatilität von Preisen geht. Wichtige weitere Parameter neben der Geologie sind nämlich unter anderen die Konzentration der Erze in deren Herkunfts- und Weiterverarbeitungsländern, die politische Stabilität und Governance der genannten Länder, das Wachstum der Nachfrage, das Bestehen von Handelshemmnissen und der Anteil der Primärproduktion am Gesamtverbrauch.

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