LME schiebt fragwürdigen Lagerdeals einen Riegel vor

Nickel: nach Low Performer wieder Out Performer?
Die Börsennotierungen für Nickel konnten an der London Metal Exchange (LME) im bisherigen Jahresvergleich ordentlich zulegen – der Nickel-Kurs stieg um rund 16 % und war damit neben Zinn und Kupfer bisher einer der „Best“ Performer in diesem Jahr. Ende April notierte der LME-Nickel-Future für die 3-Monats-Frist bei 19.330 US$/t, der höchste Wert seit September 2023. Aktuell handelt das Industriemetall in London leichter um 18.650 US$/t, auch wegen der Unsicherheiten und Disparitäten hinsichtlich der Inflationsbekämpfung und möglicher Zinssenkungen in USA und Europa. Zuletzt wurden Zinssenkungen 2024 durch die amerikanische Notenbank deutlich zurückhaltender diskutiert, immerhin werden aber erneute Steigerungen explizit ausgeschlossen. Wenn es nur nach Heimkehrern aus dem USA-Urlaub nach Europa ginge, hat in USA wohl doch die „Gierflation“ zugeschlagen, wo wohl selbst in Luxusunterkünften Poolnutzungsgebühren ge-
zahlt werden müssen.

Unterstützend für Nickel wirkten auf der einen Seite die sich allgemein verbessernden Konjunkturaussichten (auch für das produzierende Gewerbe) und auf der anderen Seite verschiedene Nachrichten, die eine (mögliche) Verknappung, auch kurzzeitiger Natur andeuten könnten. Entsprechende Meldungen der jüngeren Vergangenheit, welche das Sentiment im Markt bewegten, waren zum einen Gerüchte, dass China möglicherweise seine strategischen Nickel-Reserven um Nickel-Roheisen aufstocken könne, und zum anderen erneute Berichte über die deutlich länger dauernde Vergabe von Bergbaulizenzen (der sogenannten RKAB) an Minenbetreiber in Indonesien. Letzteres hatte bereits im Februar zu Preisausschlägen geführt (siehe ORYX Commodity Review von März 2024). Erstaunlich ruhig dagegen nahm das Nickel-Segment die Mitte April erfolgte Ankündigung weiterer Sanktionen seitens der USA und Großbritanniens gegenüber russischen Metalllieferungen auf (siehe weiter unten).

Natürlich handelt die Börse die Zukunft, daher sind an dieser Stelle auch die Erwartungen hinsichtlich der Fundamentaldaten zu diskutieren. Der Ende April veröffentlichte Jahresausblick der International Nickel Study Group (INSG) gibt Antworten. Und dieser sieht 2024 als das dritte Jahr in Folge mit einem Überschuss. Erwartet werden ein Produktionsanstieg von zirka 5,9 % auf 3,55 Mio t Nickel, nachdem 2023 die Produktion um
annähernd 10 % anstieg. Die Nachfrage sieht die INSG 2024 um 7,9 % auf 3,45 Mio t wachsen. Dies ist etwas stärker als die für 2023 verzeichnete Zunahme von 7,7 %. Letztere Zahl wurde, wohlgemerkt, in dieser Publikation bereits nach oben korrigiert.

Trotz der nach oben angepassten Nachfrage bleibt es bei einem deutlichen erwarteten Überangebot von rund 110.000 t für 2024, nach – korrigierten – 163.000 t 2023 und 98.000 t 2022. Vorsicht ist also bei zu hohen Erwartungshaltungen an durch Knappheit induzierte Preisanstiege geboten. Nicht zuletzt ist auch wieder mehr börsenfähiges Material im Markt, wie sich an den seit Mitte 2023 wieder angestiegenen Lagerbeständen in den Börsenlagern der LME oder auch der Shanghai Futures Exchange (SHFE) ablesen lässt; die LME Bestände haben sich in diesem Zeitraum verdoppelt. So kommt auch das Ergebnis der Reuters Umfrage unter führenden Analysten von Ende April 2024 nicht überraschend: diese sehen den Jahresdurchschnitt 2024 des Nickel-Kurs (Kassa) bei rund 17.310 US$/t.

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