Swiss Steel Group: Strategische Meilensteine in schwierigem Umfeld

Nach einem schwachen zweiten Halbjahr 2023 blieb die Marktnachfrage aus den wichtigsten Kundenindustrien für die Swiss Steel Group auch im ersten Halbjahr 2024 gedämpft, ohne Anzeichen einer nennenswerten Erholung. Der Automobilsektor, das größte Kundensegment, war von einem schwierigen Umfeld betroffen, wobei die Produktionsmengen in der europäischen Automobilindustrie im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023 zurückgingen und weiterhin deutlich unter den Vorkrisenniveaus von 2019 liegen. Ebenso verzeichnete der deutsche Maschinen- und Anlagenbau in den ersten sechs Monaten 2024 einen Rückgang der Auftragseingänge. Dennoch stieg der Auftragseingang der Gruppe im ersten Halbjahr 2024 um 52.000 t auf 662.000 t (Halbjahr 1 2023: 611.000 t). Ohne Berücksichtigung von Ascometal erhöhte sich der Auftragseingang um 100.000 t auf 602.000 t (Halbjahr 1 2023: 502.000 t). Der Auftragsbestand der Gruppe ging im Jahresvergleich um 15,8 % auf 325.000 t zum 30. Juni 2024 zurück (Halbjahr 1 2023: 386.000 t, Halbjahr 1 2023 ohne Ascometal: 361.000 t). Die Gruppe reagierte weiterhin flexibel, indem sie ihre Produktionsplanung anpasste. Die Rohstahlproduktion im ersten Halbjahr 2024 betrug 765.000 t (Halbjahr 1 2023: 739.000 t), ohne Berücksichtigung von Ascometal. Einschließlich Ascometal lag das Produktionsvolumen bei 821.000 t (Halbjahr 1 2023: 925.000 t).

Die Absatzmenge im ersten Halbjahr 2024 betrug 572.000 t, was einem Rückgang um 6,2 % im Vergleich zu 610.000 t im ersten Halbjahr des Vorjahres entspricht. Dieser Rückgang ist hauptsächlich auf Veränderungen im Konsolidierungskreis der Gruppe zurückzuführen. Einschließlich Ascometal betrug die Absatzmenge im ersten Halbjahr 2024 629.000 t, was einem Rückgang von 16,8 % im Vergleich zu 756.000 t im ersten Halbjahr des Vorjahres entspricht.

Schrott-, Legierungs- und Energiezuschläge sind Teil des Preismechanismus der Gruppe, um Schwankungen bei Rohmaterial- und Energiepreisen an Kunden weiterzugeben. Aufgrund sinkender Rohmaterial- und Strompreise 2024 sank der durchschnittliche Verkaufspreis um 10,8 % auf 2.194 Euro pro Tonne (Halbjahr 1 2023: 2.460 Euro pro Tonne).

Aufgrund der niedrigeren Absatzmenge, sinkender durchschnittlicher Verkaufspreise und Veränderungen im Konsolidierungskreis der Gruppe ging der Umsatz in der ersten Hälfte des Jahres 2024 um 19,9 % auf 1,30 Mrd Euro zurück (Halbjahr 1 2023: 1,62 Mrd Euro), ohne Berücksichtigung von Ascometal. Unter Einbeziehung von Ascometal sank der Umsatz um 25,7 % auf 1,38 Mrd Euro.

Der Umsatz ging in allen wichtigen geographischen Märkten zurück. Die Märkte in der Eurozone und in USA blieben verhalten. Der im Hauptmarkt Deutschland erzielte Umsatz, der einen Anteil von 37,0 % des Umsatzes ausmacht (Halbjahr 1 2023: 33,7 %), fiel um 18,4 % auf 510,4 Mio Euro (Halbjahr 1 2023: 625,8 Mio Euro). Das Engagement im französischen Markt fiel auf 9,7 % (Halbjahr 1 2023: 11,1 %), da Ascometal nicht mehr zur Gruppe gehört.

Die Veränderungen im Konsolidierungskreis führten im ersten Halbjahr 2024 zu einem Personalrückgang von 1.155 Mitarbeitenden. Einschließlich dieser Veränderung verringerte sich der Personalbestand um 1.247 Mitarbeitende beziehungsweise 14,2 % auf 7.565 Mitarbeitende im Vergleich zum Jahresende 2023 (Halbjahr 2 2023: 8.812 Mitarbeitende, Halbjahr 2 2022: 9.857 Mitarbeitende).

Swiss Steel Group führte im Rahmen des Strategieprogramms SSG 2025 einige bedeutende Transaktionen durch, die darauf abzielten, Ressourcen für das Kerngeschäft freizusetzen, die Widerstandsfähigkeit zu stärken und zur Entschuldung der Konzernbilanz beizutragen. Zu den wichtigsten Transaktionen zählten der Verkauf der ehemaligen Zentrale in Düsseldorf und die Veräußerung der Vertriebseinheit in Portugal. Nachdem das Management von Ascometal im März 2024 Gläubigerschutz beantragt hatte, verlor Swiss Steel Group die Verantwortung für diese Einheiten, was zur Ausbuchung der entsprechenden Vermögenswerte und Verbindlichkeiten aus der Bilanz führte. Die Nettoverschuldung der Gruppe fiel von 829 Mio Euro per Jahresende 2023 auf 631 Mio Euro per 30. Juni 2024. Die Kapitalerhöhung mit einem Nettoerlös von 286 Mio Euro im April 2024 stärkte die Eigenkapitalposition und erhöhte sie von 234 Mio Euro per Jahresende 2023 auf 518 Mio Euro, was einer Eigenkapitalquote von 26,6 % entspricht (Halbjahr 2 2023: 12,1 %).

Dank eines Gewinns durch die oben erwähnten strategischen Transaktionen, Effekten durch Veränderungen des Konsolidierungskreises der Gruppe und Erlösen aus Versicherungsansprüchen stieg das EBITDA der Gruppe auf 71,7 Mio Euro im ersten Halbjahr 2024 (Halbjahr 1 2023: 58,5 Mio Euro). Einmaleffekte betrugen 92,6 Mio Euro, was zu einem bereinigten EBITDA von -20,9 Mio Euro führte (Halbjahr 1 2023: 70,0 Mio Euro).

Der Free Cash Flow war mit -112 Mio Euro im ersten Halbjahr 2024 negativ (Halbjahr 1 2023: -62,7 Mio Euro). Grund dafür war eine Erhöhung des Nettoumlaufvermögens, wodurch das Unternehmen flexibler auf Kundennachfragen reagieren konnte.

Das Konzernergebnis fiel leicht negativ aus und betrug 4,1 Mio Euro (Halbjahr 1 2023: -30,0 Mio Euro).

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