Tankschiffe haben im globalen Handel eine Schlüsselrolle: Sie transportieren flüssige Güter über die Weltmeere – vom Rohöl über Chemikalien, Melasse, Pflanzenöl und Saftkonzentrate bis hin zu verflüssigten Gasen. Alle diese Waren erfordern eine spezielle Auslegung der Tanks, die während des Transports extremen Belastungen ausgesetzt sind. Neben mechanischer Beanspruchung durch Wellen und Strömung müssen sie chemischen Substanzen, hohen Drücken sowie Temperaturen von minus 160 bis plus 50°C dauerhaft standhalten. Entscheidende Kriterien für die Werkstoffauswahl beim Tankbau sind deshalb Streckgrenze, Korrosionsbeständigkeit, Umform- und Reinigungseigenschaften – durchweg Paradedisziplinen von Edelstahl Rostfrei. Entsprechend vielfältig ist sein Einsatz im Tankschiffbau: Ob für Tanks, Schotten, Rohrleitungen, Pumpen, Armaturen, Kühlsysteme oder Tanklagerbälge – ohne den leicht zu verarbeitenden und extrem haltbaren Werkstoff geht hier gar nichts.
Laut Umweltbundesamt waren 2019 über 90.000 Schiffe unterschiedlicher Größen und Typen auf den Weltmeeren unterwegs – neben Containerschiffen vor allem Öl-, Gas- und Chemikalientanker. Rund 90 % des weltweiten Warenverkehrs werden durch diese schwimmenden Giganten transportiert. Die größten unter den Tankschiff-Riesen sind Öltanker – sowohl in der Länge als auch in der Transportkapazität: Mit bis zu 380 m Länge, 68 m Breite, 34 m Seitenhöhe und über 500.000 t Transportvolumen führen sie die Tankerriege an. Ihre Größe ist jedoch zugleich auch ihre Schwäche: Mit diesen Dimensionen können sie enge oder in ihrer Tiefe begrenzte Routen wie den Panamakanal oder den Suezkanal nicht befahren. Um im harten internationalen Markt bestehen zu können, setzen Reedereien für den Transport flüssiger Güter deshalb vermehrt auf kleinere, dafür aber flexibel nutzbare Tanker mit mehreren Tanks. Sie ermöglichen bei Bedarf den gleichzeitigen Transport unterschiedlicher Flüssigkeiten. Angesichts der sensiblen und potenziell umweltgefährdenden Ladung gelten für Tankschiffe höchste Sicherheitsstandards. Für Tanker mit mehr als 5.000 t Zuladung schreibt die Internationale Seeschifffahrtsorganisation der Vereinten Nationen (IMO) weltweit eine Doppelhülle vor. Diese zweite Haut verhindert bei einer Havarie, dass Ladung austreten oder Wasser in den Schiffskörper eindringen kann. Stützelemente im Hohlraum zwischen Außen- und Innenhülle ermöglichen zudem durch eine gezielte Perforation, dass sich die innere Stahlhülle von ihnen – ohne zu reißen – lösen und frei verformen kann. Dadurch bleibt der im mittleren Schiffsbereich liegende Laderaum bei einem Crash unversehrt. Er wird zusätzlich durch wasser- und gasdichte Doppelschotts aus profilierten Edelstahl-Blechen zu den angrenzenden Bereichen im Schiff abgetrennt. Diese gewellten Bleche aus nichtrostendem austenitischem oder Duplex-Stahl erhöhen die Steifigkeit der lastbeanspruchten Bauteile und erleichtern durch ihre vertikale Wellung auch die Reinigung nach jeder Ladung. Mit Innenwänden, im Fachjargon Schotten, aus solchen Wellblechen werden auch mehrere aneinander gereihte Laderäume getrennt, die typisch für Chemietanker sind.